Warum keine Heulage gefüttert werden sollte

Von Reitsport

Immer öfter wird unsren Pferden Heulage gefüttert anstatt Heu. Ob dies wirklich sinnvoll ist lest ihr unten.

Es gibt zwei Komponenten warum die Heulagefütterung im Laufe der letzten Jahre stark zugenommen hat und zwar: Zum einen fressen Pferde silierte Produkte gern und der staubfreie Zustand von Heulage führt dazu, dass Pferde mit gereizten Atemwegen weniger Hustenreize haben. Auf der anderen Seite haben Landwirte ein Interesse daran, Heulage herzustellen. Heu ist aufwendig herzustellen, weil es mehrmals gewendet werden und drei bis fünf Tage bei Sonnenschein trocknen muss. So kann von einer Wiese normalerweise in einem Sommer nur zweimal ein Heuschnitt gemacht werden, der jeweils sehr arbeitsaufwendig ist. Heulage ist schneller zu produzieren, muss nicht solange getrocknet werden und seltener gewendet werden. Das Produkt wird in Folie eingewickelt und die Ballen können draussen gelagert werden. Daher verarbeiten immer mehr Bauern zumindest die frühen und späten Schnitte der Wiese, die zu unsicheren Wetterlagen produziert werden, zu Silage oder Heulage.

Beim Silierungsprozess handelt es sich um eine Milchsäuregärung, ähnlich wie bei der Herstellung von Sauerkraut. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Produkt Silage oder Heulage ist, bei beiden findet Michsäuregärung statt. Damit diese richtig ablaufen kann, ist kompletter Luftabschluss, ein hoher Gehalt an Protein und Zucker und genügend Feuchtigkeit notwendig, damit die Milchsäurebakterien sich schnell vermehren und ein pH- Wert von fünf erreicht wird. Erst dann tritt die sogenannte Keimruhe ein, Schimmelpilze oder andere Keime können nicht mehr wachsen. Es gibt jedoch einige Herstellungsprobleme: Das stängelige Gras hat einen hohen Rohfaseranteil und einen relativ niedrigen Protein-und Zuckergehalt, bietet damit nur wenig Nahrungsgrundlage für die Michsäurebakterien. Diese vermehren sich relativ langsam und der pH von fünf wird erst später oder überhaupt nicht erreicht. Die sperrigen Stängel verhindern ausserdem einen vollständigen Luftabschluss im Ballen. Insgesamt ist damit das Wachstum von Schimmelpilzen in Heulagen garantiert. Schimmelpilze produzieren neben Antibiotika auch Mykotoxine, welche für Pferde giftig sind. Es kommt zu einer schleichenden Vergiftung und erheblichen Stoffwechselbelastungen, wenn man den Schimmelbefall nicht bemerkt. Aber das ist schwierig, denn Heulage staubt durch die Restfeuchte nicht und der säuerliche Geruch von Schimmel wird überdeckt. Bei der Fütterung von Heulage gelangen jedoch im Vergleich zu Heu immer noch sehr grosse Mengen Milchsäurebakterien in den ganzen Verdauungstrakt, vor allem in den Darm, wo sie nicht hingehören und das Darmmilieu verschieben. Es kommt zu einer Ansäuerung des Dünn- und Dickdarms und in Folge zu Darmschleimhautentzündungen. Kotwasser oder Durchfall sind häufig das sichtbare Symptom. Gleichzeitig werden durch den sauren pH- Wert die lebensnotwendigen Darmsybioten abgetötet.

Stattdessen siedeln sich Milchsäurebakterien im Darm an, die zwar die Kohlenhydrate und Proteine aus dem Heu verdauen, aber nicht als Zucker für das Pferd zur Verfügung stellen, sondern als Milchsäure. Auch die Zellulose wird nicht mehr verwertet, weil die Milchsäurebakterien sie nicht verdauen können. Die Milchsäure gelangt über die Darmschleimhaut in den Stoffwechsel des Pferdes, kann aber nicht zur Energiegewinnung genutzt werden. Sie muss zunächst in der Leber herausgefiltert werden und unter Sauerstoffverbrauch in Glukose umgewandelt werden.

Das Argument, dass Heulage vorverdaut ist und die Pferdeverdauung entlastet, dreht sich somit in der Praxis um: Die Milchsäurebakterien verwandeln alle leicht verdaulichen Bestandteile in Milchsäure und verhindern durch Abtöten der Darmflora die Verdauung von Zellulose. Damit ist Heulage nicht mehr als Raufutter zu bezeichnen, da Pferde mit ihrer Fütterung die Fähigkeit verlieren, Strukturkohlenhydrate zu verdauen. Auch der Proteingehalt in Heulage ist höher im Vergleich zu Heu, nur handelt es sich um die bakteriellen Proteine der Milchsäurebakterien. Obwohl also die Energie- und Proteinwerte verlockend aussehen, ist die Energie aus Heulage für das Pferd eher schädlich.

Milchsäurebakterien liefern dem Pferd darüber hinaus keine B- und K Vitamine, sodass das Pferd mittelfristig in einen Vitaminmangelzustand gerät. Vor allem das Fehlen der B Vitamine hat erhebliche Auswirkung auf den ganzen Stoffwechselapparat.

Auch Listerose Infektionen und Botulismus gehören zu den problematischen Aspekten der Heulage.

Botulismus ist eine meist tödlich verlaufende Vergiftung mit Leichengift. Die dafür verantwortlichen Clostridienbakterien geraten vor allem durch tote Mäuse oder Rehkitze in die Heulageballen und können sich im warmen, feuchten Milieu ausbreiten. Tote Mäuse fallen bei der Heuproduktion durch das häufige wenden meist zu Boden und geraten so nicht in die Ballen.

(Bildquelle: Google)