Hilfe mein Pferd trinkt zu wenig!

Von Reitsport

Hilfe mein Pferd trinkt zu wenig!

von: Pfammatter Rahel 20.11.15 15:30 0 Kommentare

In der Pferdehaltung wird viel über die Ernährung des Pferdes philosophiert und jeder hat wieder eine unterschiedlich Meinung zum Thema. Der Wasseraufnahme hingegen wird jedoch wenig bis keine Beachtung geschenkt. Und doch ist dies ein essentieller Bestandteil im Pferdeleben. Da ein Pferd ca. zu zwei Drittel aus Wasser besteht und bei einer schlechten Wasseraufnahme können sich deshalb verständlicherweise, schwerwiegende gesundheitliche Defizite bemerkbar machen. Wasser ist nämlich für einen gut funktionierenden Verdauungstrakt, den Stoffwechsel sowie die Thermoregulation der Tiere essentiell. Viele Pferde (vor allem alte Pferde) trinken, wie die meisten Menschen leider oft zu wenig.

Meine Pferde dürfen sich auch gerne während dem Ausreiten eine kleine Erfrischung gönnen ;-)

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Das Trinkverhalten beim Pferd

Gesunde Pferde trinken je nach Alter, Rasse, Grösse, Futter, Arbeitsleistung und Futter zwischen 20 und 60 Liter. Wenn die Möglichkeit besteht, trinken sie lieber mehrere kleine Mengen am Tag, sie können jedoch in der freien Wildbahn auch nur alle ein bis zwei Tage eine Wasserstelle aufsuchen. Dies liegt allerdings auch daran, dass sie häufig mehrere Kilometer zur nächsten „Versorgungsstelle“ zurücklegen müssen.Pferde sind sogenannte Saugtrinker. Der Name kommt vom Verhalten beim Trinken, hierzu wird Ober- und Unterlippe zusammengepresst damit nur eine kleine Öffnung bleibt. Durch diese Öffnung wird das Wasser eingesogen und unter Kaubewegungen geschluckt.

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Bildquelle: Pixabay

 

  In der Haltung von Pferden bilden die Selbsttränken seit einigen Jahren ein wichtiger Bestandteil. Denn wer möchte in der heutigen Zeit noch kübelweise Wasser herumtragen. Jedoch empfinden nicht alle Pferde die Selbsttränken als das non- plus- ultra, denn die Tränken können nur unter einem bestimmten Kraftaufwand (für die Pferde) betrieben werden. Ebenfalls wird das Tränkbecken von vielen als zu klein empfunden. Somit steigt das Risiko, dass ein Pferd nur seinen ersten Durst stillt und nicht den ganzen Tagesbedarf deckt. Ein weiteren Nachteil der Selbsttränken ist die Überprüfbarkeit der tatsächlichen Wasseraufnahme, somit kann bei Krankheiten einem Tierarzt nicht mal einfache Fragen, wie „Trinkt ihr Pferd in letzter Zeit mehr?“, beantwortet werden. Was bei einer Krankheit wie Cushing natürlich ein wichtiger Anhaltspunkt ist.

Als unser Senior im letzten Jahr die Box gewechselt hat, trank er in der neuen plötzlich nicht mehr aus der Selbsttränke. Er kannte das System schon jahrelang doch plötzlich weigerte er sich richtig aus der neuen Tränke zu trinken. Wir konnten das Problem bis heute nicht ganz eruieren (habe sie mehrmals gesäubert usw.) und haben uns darum erweichen lassen, einen grossen Eimer (ca. 50 Liter) hinzustellen. Aus diesem trinkt er ganz normal und für uns ist es eine gute Möglichkeit die Wasseraufnahme zu überprüfen (wie gesagt: aufgrund des Cushings sehr wichtig). Bei den Nachforschungen zu diesem Thema habe ich in mehreren Berichten gelesen, dass dies bei den älteren Pferden noch häufiger vorkommt. Es gibt sogar Beobachtungen, welche behaupten Pferde trinken aus grossen Bottichen fast doppelt so viel wie aus den Selbsttränken. Teilweise sind sie einfach zu „faul“ um den Hebel zu bewegen und bevorzugen darum eher Brunnen um ihren Durst zu stillen oder das Wasser ist nicht geschmack- sowie geruchsneutral. Doch in allen Fällen sollte man folgenden Dingen viel Gewichtung schenken:

Bitte beachten!

  • Trinkwasser muss immer sauber und in guter Qualität vorhanden sein
  • Tränkbehälter oder Tränken sollten täglich auf Verschmutzungen kontrolliert werden
  • Geschmack sowie Geruch neutrales Tränkwasser sollte sowohl im Stall, wie auch bei längeren Aufenthalten, auf der Koppel durchgehend zur Verfügung stehen
  • Im Winter muss eine frostfreie Wasserversorgung sichergestellt werden
  • In Gruppenhaltungen müssen auch rangniedrige Tiere Zugang zum Wasser erhalten. Hierzu ist am besten eine übersichtliche Stelle zu wählen, welche von allen Seiten zugänglich ist.
  • Eine natürliche Trinkhaltung (körperlich) sollte möglich sein

Auch in Gruppenhaltung muss gewährleistet sein, dass alle Pferde (auch die rangniedrigen) genügend Wasser trinken können!

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Bildquelle: Wikimedia

Vorsicht geboten!

Nach grossen Anstrengungen neigen Pferde oftmals zu hastigem Trinken, weshalb man ihnen erst nach dem Abkühlen des Körpers kleinere Mengen (nicht zu kaltes) Wasser anbieten sollte, um so Verdauungsstörungen und Kreislaufprobleme zu vermeiden. Wird einem Pferd hingegen nicht ausreichend Wasser zur Verfügung gestellt, sinkt die Futteraufnahme, sowie auch die Leistungsbereitschaft und als äusserliches Merkmal sind die eingefallenen Flanken zu sehen. Verdauungsstörungen, Kreislaufprobleme sowie Dehydrierung können daraus die Folge sein. Bei unserem Senior Special kommt nun wieder die kritische Zeit, denn der draussen stehende, grosse Eimer mit Wasser, kann im Winter natürlich auch einfrieren. Weshalb er dann wieder von Hand getränkt werden muss. Jedoch habe ich auch schon davon gehört, dass wenn man ein Stück Holz (unlackiert!) ins Wasser legt, kann der Inhalt nicht einfrieren, da er ständig in Bewegung ist. Sollte dies klappen, werde ich natürlich ausführlich darüber berichten. ;-)

Nach der Anstrengung sollte das Pferd "kontrolliert" Wasser zu sich nehmen

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Wie erkenne ich ob der Wasserhaushalt meines Pferdes i. O. ist?

Anhand des Hautturgor- Tests erkennt man den Spannungszustand der Haut. Dieser wird vor allem durch den Flüssigkeitsgehalt beeinflusst. Ein verminderter Hautturgor weist auf deshalb auf einen Flüssigkeitsmangel hin. Für die Prüfung des Hautturgors nimmt man eine Hautfalte, z. B. am Hals zwischen zwei Finger. Bleibt die Falte nach dem Loslassen erhalten (sog. stehende Hautfalte), dann ist der Hautturgor eindeutig vermindert.

Wie kann ich mein Pferd zum Trinken animieren?

Special bekommt zweimal die Woche Himalaya- Salz in sein Futter untergemischt, damit er automatisch mehr trinken möchte. Ausserdem kann man den Pferden auch etwas ungesüssten Apfelsaft in die Tränke oder den Eimer mit dem Wasser mischen. Durch den süsslichen Geschmack, schauen sie dann mehrmals beim Wasser vorbei ;-) Eine weitere Alternative zum bisherigen Trinkangebot bieten Teemischungen. Diese bitte jedoch auch nur ungesüsst, um die Zähne (& den Stoffwechsel) der Pferde zu schonen. Falls das Pferd nur Süsses mag, kann dann der Tee dann lieber mit etwas Honig gesüsst werden. Der Senior bekommt meistens auch sein Mash flüssiger als Gipsy, jedoch kann auch dem restlichen Futter noch etwas Flüssigkeit hinzugefügt werden, damit das Pferd genügend aufnimmt.