Decken-Parade: Wie & wann decke ich mein Pferd am besten ein?

Von Reitsport

Die meisten Reiter kennen es: kaum wird es in der Nacht wieder kühler, diskutieren wir im Stall wieder fleissig, ob wir unsere Pferde in dieser Nacht eindecken und wenn ja, mit welcher Decke. (nicht dass es im Frühling besser wäre, nein denn dann ist es einfach andersrum ;-))

Dabei muss sich jeder Pferdebesitzer überlegen, was für sein Pferd die beste Methode ist.

Denn sowohl die Haltung, das Alter und auch das Einsatzgebiet des Pferdes stellen jeweils andere Anforderungen.

Dennoch machte ich mich auf die Suche, nach einer einheitlichen Regelung… vergebens…

Bzw. hat es mich nicht wirklich weiter gebracht ;-)

Trotzdem habe ich zwei Tabellen gefunden, welche ich euch gerne zeigen möchte, sodass ihr dann für euch selber die Richtwerte erstellen könnt:

1. gefundenen Richtwerte aus dem Internet:

+10 bis +5 Grad: ungefütterte Regendecke

+4 bis 0 Grad: Regendecke mit Fleece

0 bis -14 Grad: Thermodecke 150 gr

-15 bis -22 Grad: Thermodecke 200 gr

2. Werte von einem Blog, welchen ich regelmässig verfolge:

Bei Boxenhaltung und/oder einem geschorenen Pferd gilt:

-Ab ca. 10 Grad: Abschwitzdecke aus Fleece oder dünne Baumwolldecke

-Ab ca. 5 Grad: dünne Decke bis 150 g Füllung

-Ab ca. -1 Grad: dicke Decke bis 300 g Füllung

-Ab ca. -7 Grad: dicke Decke oder sehr dicke Decke ab 300 g Füllung

Eindecken der Stallpferde

Wie fest die Pferde auf die Zugluft reagieren, hat mir meine Stute schon mehrmals demonstriert.

Sie hat nämlich einen empfindlichen Rücken und klemmt sich gerne einen Nerv ein, wenn sie nach dem Arbeiten geschwitzt hat und wir sie ohne Abschwitzdecke (oder Tuch auf der Kruppe), in die Box zurück stellen.

Von mir selber weiss ich, wie unangenehm das sein kann, denn ich bin genau gleich. Jedoch wird man dann von den robusteren Reitern schon blöd angeschaut ;-)

Auch wenn ich einmal gelesen habe, dass die Pferde einen ausgeklügelten Mechanismus zur Wärmeregulation verfügen und somit Temperaturschwankungen von bis zu 40 Grad problemlos verkraften, habe ich schon des Öfteren beobachtet, wie es den Pferden wortwörtlich die Haare aufstellt, wenn es in der Nacht kalt war und sie noch nicht eingedeckt waren.

Nicht zu verwechseln mit dem isolierenden Luftpolster, für welches das Pferd ebenfalls das Fell aufstellt.

Ich würde behaupten, dass wir mit der Boxenhaltung bereits zu fest in die natürlichen Umstände eingegriffen haben, weshalb nicht mehr alle Pferde über eine gute bzw. gesunde Wärmeregulation verfügen.

Die meisten Innenställe sind mittlerweile so gut isoliert, dass die Wetterreize nicht ausreichend spürbar sind, sodass die Thermoregulation auch nicht mehr trainiert werden kann.

Unsere Stallpferde sind zudem grundsätzlich anfälliger für Infektionskrankheiten, weshalb sie bei stundenlanger, nasser Kälte (z. B. in einem Auslauf), frieren würden und sich dabei die Muskeln verspannen könnten.

Eindecken der Offenstallpferde

Pferde im Offenstall werden durch ihren Naturpelz bestens geschützt, vorausgesetzt sie haben einen Unterstand, den sie jederzeit aufsuchen können. Allerdings trocknet das Winterfell erst nach vielen Stunden, weshalb langpelzige Offenstallpferde im Winter nicht regelmäßig schweissnass geritten werden sollten.

Ein Pferd, welches im Offenstall steht und eventuell nur unregelmässig geritten wird, muss zudem nicht geschoren werden, weshalb es keine dicke Winterdecke braucht. Sollte es jedoch es jedoch ständig nass werden und dazu richtig kalt, sollte man dennoch übers eindecken nachdenken!

Verantwortung des Pferdehalters bei geschorenen Pferden

Das Eindecken der Pferde bringt für uns Pferdehalter eine grosse Verantwortung.

Weil unsere Sportpferde im Winter voll gearbeitet werden und dabei entsprechend schwitzen, scheren wir diese häufig (so auch meine Pferde).

Mit dem Fell fällt jedoch auch ein wichtiger Schutz weg, denn das Fell kann sich flach anlegen und Regen von der Haut wegleiten oder es kann sich aufstellen und ein isolierendes Luftpolster bilden. Diese Aufgaben müssen nun unsere Pferdedecken übernehmen. Dabei liegt die Verantwortung bei uns, immer wieder die passende Decke aufzulegen.

Leider erreicht man durch Eindecken niemals die Perfektion und Anpassungsfähigkeit von einem Pferdefell, weshalb wohl bei keinem anderen Pferdeartikel so viel ausprobiert und ständig ausgewechselt wird.

Mein Fazit

Natürlich ist mir bewusst, dass es unseren Pferden OHNE Decke (mit ihrem Fell) am wohlsten ist, aber hier geht mir die Gesundheit vor.

Weshalb für meinen Fall ein koordiniertes Eindecken unumgänglich ist.

Ob man sein Pferd eindecken möchte oder nicht, ist jedem selber überlassen.

Die Entscheidung sollte jedoch gut überlegt sein, wobei die verschiedenen Faktoren (Alter, Haltung, Training etc.) berücksichtigt werden muss.

Entscheidet man sich fürs Eindecken, sollte einem jedoch bewusst sein, dass es mit einer Decke leider nicht getan ist.

Zudem sollte man dann wirklich regelmässig eingedeckt lassen, denn sonst bringt dies nur Schaden und keinerlei Nutzen.

ACHTUNG: Bitte denkt daran, dass ihr nie eine dicke Winterdecke oder Regendecke auf ein nasses drauflegt, denn diese sind meist nicht atmungsaktiv, was bedeutet, dass die Nässe zwischen Pferd und Decke bleibt bzw. es sogar nachschwitzen kann!

Im nächsten Blog erzähle ich euch von meinen Anforderungen an die perfekte Decke und ob es diese überhaupt gibt…

Alle Decken(-Neuheiten) von Reitsport.ch findet ihr hier schön übersichtlich dargestellt