Achtung Zeckenstich!

Von Reitsport

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Achtung Zeckenstich!  – Borreliose kann sowohl Pferd wie Reiter betreffen!


1. Vorkommend und Hauptaktivitätszeitraum der Zecke
Die Tage werden wieder länger, es wird wärmer und die Vegetation wird satt grün. Es ist endlich wieder Frühling! Wir halten uns mehr draussen auf und auch unsere Vierbeiner geniessen Weidegang und längere Ausritte.

Leider werden auch die Zecken im Frühling (Hauptaktivität Frühling/ Frühsommer und Herbst), wenn es warm und feucht ist wieder aktiver. Die kleinen «Plaggeister» halten sich vor allem auf Gräser, Unterholz und Büschen (bis ca. 1.5m) im Wald, an Waldränder, in der Nähe von Flüssen und Parkanlagen auf (bis auf ca. 1500müM). 


2. Der Lebenszyklus der Zecke 
In der Schweiz ist die häufigste Zeckenart Ixodes ricinus – der «gemeine Holzbock». 

Die Zecke durchläuft drei Entwicklungsstadien.

Wobei sowohl die Larve, die Nymphe wie auch die erwachsenen Zecken versuchen einen Wirt zu finden, um sich an einer passenden Stelle (dünne, gut durchblutete Haut) zu fixieren und Blut aufzunehmen. 
Um die Gerinnung des Blutes zu verhindern, sondern die Zecken gerinnungshemmende Substanzen ab. 6-48 Stunden nach dem «Zeckenbiss» kann es so zu einer Übertragung von verschiedenen Krankheiten wie Borreliose, Anaplasmose, Babesiose, Encephalitis und Zeckenparalyse beim Pferd und Borreliose und FSME, Anaplasmen, Zeckenparalyse, … beim Menschen kommen. 


3. Borreliose
Borreliose oder auch Lyme Disease ist die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit in der Schweiz. Es handelt sich um eine Zoonose, das heisst um eine Krankheit die unter anderem vom Tier auf den Menschen übertragen werden kann. 

Borreliose wird durch spiralförmige Bakterien ausgelöst – Borrelia burgdorferi. Man geht heute davon aus, dass es sich dabei um eine «Bakterienfamilie» handelt und verschiedene «Familienmitglieder» unterschiedlich Organe befallen und so unterschiedliche Krankheitsverläufe hervorrufen können. Die Bakterien kommen sowohl in Europa, der USA und Asien vor. Die Schweiz scheint bis auf die die erhöhten Lagen (> 1500müM, gibt es kaum noch Zecken) praktisch vollständig betroffen zu sein – das heisst fast überall ist Borreliose-Risikogebiet!

3.1 Borreliose beim Menschen 
Schweizweit sind 5-50% der Zecken mit Borrelia burgdorferi infiziert und verursachen hochgerechnet ungefähr 10'000 Lyme Erkrankungen beim Menschen pro Jahr. 

Diese läuft unbehandelt in drei Stadien ab. 

1. Frühstadium : Lokale Infektion bis 30 Tage nach dem Zeckenstich. Um den Stich kann sich eine runde Hautrötung bilden, das sogenannte Erythema migrans (Wanderröte). Die Rötung dehnt sich über einige Tage aus und verschwindet dann plötzlich wieder. Dies geschieht nur bei ca. 50% der Betroffenen Personen und ist sehr typisch für die Erkrankung. Es kann auch ein grippeähnlicher Zustand entstehen mit Fieber, Glieder-, Kopfschmerzen und Müdigkeit. Sollten diese Symptome im Zusammenhang mit einem Zeckenstich auftreten sollte ein Arzt aufgesucht werden!

2. Streuung des Erregers : Wochen bis Monate nach dem Stich breitet sich der Erreger im Körper aus und verursacht weiter grippeähnliche Symptome und abhängig von betroffenen Organsystemen Krankheitszeichen. Es kann zu Lähmungen von Gesichtsnerven kommen, zu schweren Nervenschmerzen, zu Störungen des Tastsinns und Sehstörungen, … (Neuroborreliose). Es kann aber auch zu Gelenksentzündungen kommen, die von Gelenk zu Gelenk springen. Selten kann es auch zu Herzproblemen führen. 

3. Spätstadium : mehrere Monate nach dem Stich können sich symptomfreie Phasen und Phasen mit Symptomen abwechseln. Meist handelt es sich um Entzündungen von Gelenken oder Sehnenscheiden oder Formen der Neuroborreliose. 

Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es aber noch viele unklare Punkte wie diese Vorgänge im Detail ablaufen. 

Obwohl der Verlauf der Erkrankung beim Menschen sehr besorgniserregend klingt muss man doch etwas relativieren! Nach einem Zeckenstich kommt es nur in ca.  5% zu einer Infektion und davon ca. 1% zu einer Borreliose. 


3.3 Borreliose beim Pferd
Es ist nicht klar, ob sich die Erkrankung beim Pferd ebenfalls in dieselben drei Phasen gliedert, wie beim Menschen. Fraglich ist, ob man die einzelnen Phasen beim Pferd nicht gleich erkennt, oder ob es einen anderen Verlauf nimmt. Die Wanderröte, die beim Menschen ein sehr charakteristisches Symptom ist, kann beim Pferd nicht festgestellt werden. Möglicherweise verpassen wir die ersten Anzeichen des Frühstadiums beim Pferd und erkennen erst Symptome, wenn sich die Erreger bereits im Körper ausgebreitet haben. Es sind eher unspezifische Symptome wie leichtes Fieber, die Pferde fressen schlecht und verlieren an Gewicht, haben Gelenks-, Sehnenscheiden- Entzündungen, Muskelschmerzen und intermittierende Lahmheiten. Die Borrelien können auch das Nervensystem befallen (Neuroborreliose) und dort Hirnhautentzündungen verursachen oder peripheren Nerven schädigen. Es sind Augenentzündungen beschrieben, die schlimmsten Falls mit einem Verlust des Augenlichtes einhergehen können. Sogar Hufrehe soll durch die Erreger ausgelöst werden können aber wie genau weiss man noch nicht.

Aber auch hier muss relativiert werden. Nicht alle Pferde, die von Borrelien befallenen Zecken gestochen werden, werden im Anschluss daran krank. Es gibt viele Pferde die Antikörper gegen diese spiralförmigen Bakterien im Blut haben, aber nie Symptome einer Erkrankung gezeigt haben.


4. Schwierige Diagnostik der Borreliose
Sowohl beim Menschen, wie beim Pferd gibt es Schwierigkeiten Borreliose zu diagnostizieren. Im Labor können mit verschiedenen Tests entweder Antikörper oder Teile des Bakteriums nachgewiesen werden. Kann man Antikörper nachweisen, hat das Tier eine akute Infektion, hatte früher einmal eine Infektion oder wurde geimpft. Diese Tests sind nicht sehr genau. Man versucht mit Kombinationen von verschiedenen Tests ein verlässlicheres Resultat zu bekommen. Zudem können die Erreger selbst aus dem Blut verschwinden und sich in andere Gewebe zurückziehen. Sie sind somit schwerer zugänglich für die Diagnostik. Andere Erkrankungen sollten natürlich ausgeschlossen werden wie bsp. Anaplasmose beim Pferd. 


5. Behandlung der Borreliose
Zur Behandlung der Borreliose wird eine Therapie mit Antibiotika empfohlen. Beim Menschen scheint allgemein die Prognose gut zu sein, wenn die Antibiose möglichst früh gestartet wird. Je später damit begonnen wird desto schlechter wird die Prognose und desto grösser ist das Risiko für bleibende Schäden. Das scheint auch für die Behandlung beim Pferd richtig zu sein. Doch hier scheint die Diagnose oft erst später in der Erkrankung festgestellt zu werden. 


6. Prophylaxe der Borreliose
Als Prophylaxe wird empfohlen die Körperoberfläche nach Zecken abzusuchen und diese so schnell wie möglich zu entfernen. Wenn sie sich bereits befestigt haben sollten sie mit einer Zeckenzange oder einem Zeckenhaken entfernt werden. Es gibt auch Insektenschutz der gegen Zecken für einige Stunden helfen kann. 

Zum jetzigen Zeitpunkt ist keine Impfung gegen Borreliose, weder für den Menschen noch fürs Pferd erhältlich.